Baby Zahnpasta mit oder ohne Fluorid?
Seit dem Siegeszug fluoridhaltiger Zahnpasta in den 70er Jahren ist Karies im Kindesalter stark zurückgegangen. Doch in den letzten Jahren ist es vermehrt zu einer Diskussion gekommen, ob das beigefügte Fluorid nicht schädlich sein könnte, insbesondere für Babys und Kinder.
Denn die Kariesprophylaxe beginnt schon im Säuglingsalter. Seitdem teilt sich der Markt in Baby Zahnpasta mit oder ohne Fluorid für Kinder bis zwei Jahren und Kinderzahnpasta mit oder ohne Fluorid für Kinder zwischen vier und sechs Jahren.
Inhaltsverzeichnis
Kinderzahnpasta mit oder ohne Fluorid – Was bewirkt das Fluorid?
Die Wirksamkeit von Fluorid in der Kariesprophylaxe ist unstrittig weil beweisbar. Der Verzehr von Zucker erzeugt Säure im Mundraum. Diese wird zum Schutz der Zähne neutralisiert, indem der Zahnschmelz Calciumionen freisetzt.
Geschieht dies zu häufig, zersetzt sich der Zahn und wird anfällig für Karies. Enthält die Zahnpasta Fluorid, verbindet es sich mit den Calciumionen im Mundraum zu Calcium-Fluorid und legt sich auf den Zahn, künftig werden die Calciumionen aus dieser Schutzschicht und nicht aus dem Zahnschmelz gelöst.
Bei Kinderzahnpasta ohne Fluorid besteht kein solcher Schutz für die empfindlichen Kinderzähne.
Was sind die Risiken?
Wenn die Wirksamkeit von Fluorid zum Schutz vor Karies nicht in Frage gestellt wird, warum dann aber die Verwendung von Kinderzahnpasta mit Fluorid?
Fluorid ist in hohen Dosen giftig. Nimmt man mehr als 5 mg pro Kilogramm Körpergewicht zu sich, kann es infolge von Vergiftung zu Übelkeit und Bauchschmerzen kommen, ab 30 mg zum Tod.
Nimmt man langfristig mehr als die empfohlenen 0,1 mg pro Tag zu sich, lagert der Körper den Überschuss im Zahn ein, was zu bleibenden weißen oder bräunlichen Flecken auf den Zähnen führt, im schlimmsten Fall zu einer Zersetzung des Zahns, der dann für Karies anfällig wird; dies geschieht allerdings nur während der Wachstumsphase der Zähne bis zu einem Alter von etwa 8 Jahren.
In extremen Mengen über langen Zeitraum genommen kann es zu Skelettfluorosen kommen, die bei Fortschreiten die Knochen brüchig machen und zu Versteifungen führen.
Als nicht haltbar erwiesen haben sich hingegen Vermutungen hinsichtlich Verbindungen zwischen Fluor in der Schwangerschaft und einer verminderten Intelligenz der Kinder, Geburtsschäden und Down-Syndrom.
Auch eine krebserregende Wirkung beim Menschen gilt als widerlegt. Und mit dem aggressiven Gas Fluor hat sein Salz, das Fluorid, nichts gemein. Tatsächlich kommt Fluorid natürlich im menschlichen Körper vor, hauptsächlich in den Knochen – und Zähnen.
Realistisch betrachtet bleibt also als einziger Einwand gegen Zahnpasta mit Fluorid: die Möglichkeit einer Überdosierung. Demgegenüber steht der erwiesene Nutzen von Fluorid in der Kariesprophylaxe.
Als Mutter oder Vater stehst Du nun vor der Frage: Kinderzahnpasta mit oder ohne Fluorid bzw. für die Kleinsten Baby Zahnpasta mit oder ohne Fluorid?
Kinderzahnpasta mit Fluorid – Wie groß ist das Risiko?
Wie wir gesehen haben, hängt die Frage, ob das Fluorid in der Zahnpasta nützlich oder schädlich ist, von der Dosierung ab. Wie kann es im Fall von Zahnpasta mit Fluorid zu der gefürchteten Überdosierung kommen?
Zwei Fälle sind denkbar:
- zu hoher Fluoridgehalt
- zu hohe Aufnahme von Fluorid
Damit es nicht zu einer Überdosierung durch zu hohen Fluoridgehalt in der Zahnpasta kommt, hat die Wissenschaft Richtwerte gefunden.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt für Kleinkinder und Säuglinge eine Zahnpasta mit weniger als 1.000 ppm (parts per million) Fluorid (BfR, 2018). Zahnärzte empfehlen, ab dem ersten Milchzahn, also ca. ab dem 6. Lebensmonat, zweimal täglich mit einer Kinderzahnpasta mit 0,10 % (= 1000 ppm) Fluorid in einer reiskorngroßen Menge oder mit einer Kinderzahnpasta mit 0,05 % (= 500 ppm) Fluorid in einer erbsengroßen Menge zu putzen, ab dem zweiten Geburtstag dann mit Kinderzahnpasta mit 0,10 % (= 1000 ppm) Fluorid in einer erbsengroßen Menge.
Hält man sich an diese Empfehlungen, ist eine Überdosierung ausgeschlossen. Selbst wenn, wie empfohlen, zusätzlich in der Küche fluoridiertes Kochsalz verwendet wird und außerdem von Natur aus fluorhaltige Lebensmittel wie Tee, Fisch, Schalentiere und Mineralwasser (sofern diese Kindern gegeben werden) oder fluoridierte Lebensmittel wie Babynahrung und Milch verzehrt werden, sind die Werte so berechnet, dass keine Überdosierung zustande kommt.
Wie aber verhindert man eine zu hohe Aufnahme von Fluorid aus der Zahnpasta?
Kinder bis zum Alter von drei oder vier Jahren können nicht zuverlässig ausspucken. Oft sind Packung und Geschmack der Zahnpasta auch so aufregend gestaltet, dass sie es gar nicht wollen.
Ein Verschlucken kleinerer Mengen von Zahnpasta beim Zähneputzen ist also kaum auszuschließen. Dank der Richtlinien zu Fluoridgehalt, Menge und Putzhäufigkeit besteht dabei jedoch keine Gefahr von Überdosierung. Anders sieht es aus bei Verzehr großer Mengen an Zahnpasta.
Doch selbst da müsste es etwa einem 15 kg schweren Kind gelingen, zwei Tuben Kinderzahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 37,5 mg zu verspeisen. Da Kinder diesen Alters aber selten ohne Aufsicht sind und Dinge wie Zahnpasta nicht in Reichweite von Kinderhänden gehören, ist das Risiko doch sehr gering.
Vielleicht ist Dir aufgefallen, dass die zahnärztlichen Empfehlungen eine Gabe von Fluorid über die Zahnpasta erst ab dem ersten Zahn, also mit etwa 6 Monaten, vorsehen.
Dagegen empfehlen Kinderärzte in Deutschland Fluoridtabletten ab dem ersten Lebensmonat. Warum sind sich die Experten uneinig? Besteht vielleicht eine erhöhte Vergiftungsgefahr bei Babys durch fluoridhaltige Zahnpasta?
Soll man einem Baby Fluorid geben?
Je kleiner das Kind, desto weniger eines gefährlichen Stoffes braucht es für eine Überdosierung. Um eine solche auszuschließen gelten für Zahnpasta die oben erwähnten Richtwerte – im übrigen entsprechend auch für Tabletten und Tropfen.
Dass Kinderärzte Fluorid schon ab dem ersten Monat verschreiben, hat weniger medizinische als praktische Gründe. Da Kinder bis drei oder vier Jahren das richtige Zähneputzen erst lernen und möglicherweise die Zahnpasta zu schnell verschlucken, um gründlich zu fluoridieren, scheint die Gabe in Tabletten- und später Tropfenform einfacher.
Außerdem kann so auch unabhängig von der individuellen Zahnhygiene eine ausreichende Kariesprophylaxe garantiert werden – nicht jedes Kleinkind etwa lässt sich bereitwillig die Zähne putzen. Außerdem sprechen sich Kinderärzte gegen die von Zahnärzten empfohlene Verwendung von Kochsalz in Speisen für kleine Kinder aus.
Zahnärzte halten nicht zu Unrecht dagegen, dass der Kariesschutz erst ab dem ersten Zahn gebraucht wird und das frühe regelmäßige Putzen auch zur Einübung guter Zahnhygiene unumgänglich ist.
Die Entscheidung, ob Tablette oder Zahnpasta liegt bei den Eltern. Werden Tabletten gegeben, muss Kinderzahnpasta ohne Fluorid benutzt werden, um eine Überdosierung zu vermeiden. Der Markt bietet Produkte für beide Gruppen.
Wie finde ich die richtige Zahnpasta? Unsere Empfehlung
Bis zwei Jahre wird mit Baby Zahnpasta mit oder ohne Fluorid geputzt, bis sechs mit Kinderzahnpasta mit oder ohne Fluorid. Testsieger Kinderzahnpasta gibt es mit und ohne Fluorid.
Je nach Kriterien der verschiedenen Tests können die Testsieger Kinderzahnpasta variieren. Unsere persönlichen Favoriten sind die Chicco Baby-Zahnpasta mit ihrem Schutz vor Karies dank Fluorid und die NUK Zahnpasta mit angenehmem Apfel/Banane-Geschmack ohne Fluorid.
Ohne Fluorid
Mit Fluorid
Fazit
Blickt man auf die Nutzen und Risiken des Einsatzes von Fluorid bei Kindern, muss man sich dank der guten Möglichkeit zur Risikoeingrenzung deutlich für eine Kariesprophylaxe und damit für Fluorid aussprechen.
Ob mit Fluoridtabletten und einer altersgerechten Zahnpasta ohne Fluorid oder doch lieber nur mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta ist nicht zuletzt auch von Deinem Kind abhängig. Kannst Du es schon früh ans regelmäßige Zähneputzen gewöhnen, reicht eine Zahnpasta mit Fluorid aus und legt den Grundstein für die spätere Zahnhygiene.